Durch den Umzug ins Pflegeheim sind ältere Menschen gezwungen, nach einem langen, selbstständigen Leben in der eigenen Wohnung ihre Gewohnheiten umzustellen und sich den Rahmenbedingungen der Einrichtung anzupassen.
Viele Bewohner/innen von Langzeitpflege-Einrichtungen haben aufgrund ihrer physischen Einschränkungen weniger soziale Kontakte und dadurch reduzierte Möglichkeiten sich selbstständig zu betätigen. Pflegeeinrichtungen tendieren daher dazu, die Selbständigkeit älterer Menschen durch das Erleben von Selbstwirksamkeit zu unterstützen und positive Verstärkungen der Lebensqualität zu bewirken.
VR4Care – Eine Brille für Glücksmomente im Alter

Das Ziel des Projekts VR4Care ist die Erforschung einer motivierenden, gender-sensiblen und personalisierbaren Virtual Reality (VR) Technologie zur Aktivierung, Erleben der Selbstwirksamkeit und Erhöhung der Lebensqualität von Bewohner/innen in der stationären Langzeitpflege.
VR-Technologien bieten ein großes Potential für Präsenz und Interaktion in künstlichen Umgebungen, in denen durch geeignet gewählte Imaginationen positiver Einfluss auf die mentale Gesundheit ausgeübt werden kann. VR4Care untersucht erstmals auf wissenschaftlicher Basis, unter Anwendung von Pflegeanforderungen und Human Factors Messtechnologien, die fundamentalen Designparameter für Interaktionen in virtuellen Erlebniswelten, die zur effizienten Entlastung von Stress und zur Stärkung der Resilienz für ältere Männer und Frauen gleichermaßen beitragen und dadurch den Bewohner/innen, dem Pflegepersonal und Angehörigen dienlich sind.
Mithilfe einer an die Bedürfnisse der Nutzer/innen angepassten VR-Technologie können Menschen Sehnsuchts-Orte bereisen, deren Aufsuchen für sie in der Realität sehr beschwerlich oder gar unmöglich wären. Erwartbar für die Zielgruppe älterer Menschen, die nicht auf eine ausführliche Technologiebiographie zurückblicken kann, sind genderspezifische Unterschiede in den Anforderungen und Motivationen. Insbesondere sind ältere Frauen mit Ausschlusseffekten des Doing Gender als auch Doing Aging konfrontiert. Gender-sensible Untersuchungen „virtueller Affordanzen“ der Präsenzwahrnehmung, der Erfahrung der Selbstwirksamkeit sowie genderspezifische Anforderungen an Benutzer/innenoberflächen, und die Analyse unterschiedliche Erwartungen an Unterstützung bei der Nutzung des inhaltlichen VR Angebots tragen zu einem verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit dem Potential immersiver Technologie bei.
Darauf aufbauend wird ein interaktiver VR-Prototyp entwickelt, bei dem eine Begleitperson mit externem Kontrollpanel die virtuelle Umgebung steuert. Es werden zielgruppenspezifische, gendersensible Inhalte zur ganzheitlichen Anregung mit statischen Panoramabildern, dynamischen 360-Grad Videos, sowie moderat interaktiven 3D-Welten entwickelt.
Erkenntnisse aus gender-sensibler Präsenzforschung werden in zukünftigen Technologien verwendet werden. VR4Care wird ermöglichen, VR-Technologie für ältere, pflegebedürftige Menschen zugänglich zu machen, um Einsamkeit und Depression vorzubeugen.